Help Yourself – ein inszenierter Theaterspaziergang
durch die Stuttgarter Innenstadt

„Help Yourself“ liest sich auf den ersten Blick wie „hilf Dir selbst“, aber heißt im Englischen schlicht „Bitte, greifen Sie zu!“ Und das können Sie hier tun, denn bei der Premiere des Stücks Ende Mai lief eine Kamera mit. Aus den Aufnahmen ist ein Filmzusammenschnitt entstanden, der zwar nicht das Werk in seiner Gesamtheit zeigt, aber einen Eindruck von der Atmosphäre dieses denkwürdigen Theaterereignisses vermitteln kann.


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Bild: Collage in der Mitte Hände, die einander im Kreis halten, Schriftzug help yourself

Kopf hoch, es ist alles eine Frage der Einstellung. Iss doch mal ne Grapefruit! Kauf dir ne Gesichtscreme! Denk doch mal an dich! Wenn wir nicht nachfühlen können, wie es jemandem geht, sind wir schnell beim guten Ratschlag. Es ist nicht leicht die richtigen Worte zu finden, wenn man sein Gegenüber nicht versteht. „Sich selbst helfen“, was ist das überhaupt? Ausnahmesituationen gehören zum Leben, aber gehören sie auch zu unserem Selbstbild? Wie funktioniert es, sich helfen zu lassen, und was bedeuten Schicksalsschläge für unsere Beziehungen untereinander?

Um der Sache auf den Grund zu gehen, hat KISS Stuttgart gemeinsam mit der Initiative ausdrucksreich e. V. ein besonderes Projekt realisiert: Help Yourself – ein interaktives Theaterstück, das die Zuschauer*innen auf einen besonderen Spaziergang durch Stuttgart mitgenommen hat. Ein Schauspiel-Team um die Regisseurin Malin Lamparter und den Autor Nikita Gorbunov schuf dafür einen Parcours aus Installationen und Live-Szenen und lud das Publikum mitten in der Stuttgarter Innenstadt zu einem spontanen Gemeinschaftserlebnis ein. Help Yourself will vermitteln, wie uns Ausnahmesituationen trennen oder als geteilte Erfahrung zusammenbringen können.

Dafür wurde das Publikum bei den drei Vorstellungen Ende Mai ans Set einer Fiktiven Make-Over Show versetzt. Drei Stars, die auf ihren Durchbruch warten, nahmen die Zuschauer*innen mit auf einen glamourösen Spaziergang durch das Stadtzentrum. Sie verschönerten, verbesserten und entspannten dabei alles, was nicht niet- und nagelfest war. Doch nicht nur die Szenen vor der Kamera waren zu sehen. Der schöne Schein wurde immer weiter dekonstruiert und die Schwierigkeiten der Feel-Good-Sternchen ans Licht gebracht. Nun ging es um diese Fragen: Kann man ein Problem eher weg-cremen oder weg-reden? Was macht mich zum Teil einer Gruppe? Und was hilft wirklich, was ist nur Show?

Verwirrung, Freude und Erstaunen

Zu Beginn rätselte das Publikum, das in einem versteckten Hinterhof in der Nähe der KISS  auf Campingstühlen Platz genommen hatte, ob das Stück wohl schon angefangen hat, als die drei Schauspieler*innen darüber tuschelten, ob die Show heute wohl gelingen würde und was alles schief gehen könnte. Kurze Zeit später tanzten die Zuschauer*innen bereits voller Freude und lauthals singend durch das belebte Stadtzentrum, um sich schließlich nach einer Polonaise mit geschlossenen Augen mitten in einem ergebnisoffenen Selbsthilfegruppentreffen wiederzufinden. Was dort passierte, erlebte jede Zuschauergruppe anders, und bleibt natürlich vertraulich. Es dauerte eine Weile, bis die sichtlich erstaunten und mitunter beeindruckten Zuschauer*innen die KISS-Gruppenräume wieder verließen.

Help Yourself ist ein Projekt der KISS Stuttgart in Zusammenarbeit mit ausdrucksreich e.V. und wurde finanziert mit freundlicher Unterstützung der AOK Baden-Württemberg.

Regie: Malin Lamparter
Text: Nikita Gorbunov
Bühnen- und Kostümbild: Jhana Nelles
Produktionsassistenz: Franziska Goth
Es spielten: Lisa Heinrici, Julian Melcher, Henning Mittwollen